In Anbetracht dessen, dass meine vermeintliche tägliche Haupttätigkeit dem Studium der Literaturwissenschaft gewidmet ist - ihr könnts euch schon denken - hat sich die Lage in der Zwischenzeit verschärft. Letzte Woche sah der Bücherhaufen bereits folgendermassen aus:
Dass sich Kurzer neben dieser bedrohlich-wackeligen Büchermauer wohl fühlte, war mir heute ein schwacher Trost, als ich aus der zweituntersten Reihe dem unteren Teil des anarchisch angeordneten Lesestoffs, dringend ein Buch pflücken musste (und als mir letzte Woche bewusst wurde, dass ich dieses benötigen würde, war ich versucht es neu zu kaufen). Die komplette linke Hälfte Eine Flut von Büchern stürzte mir bei dieser Bücher-Jenga-Aktion zu Füssen und ich war im Nachhinein erleichtert, waren die Kinder zu diesem Zeitpunkt nicht zugegen - hätten mich diese ansonsten im Anschluss an meinen spontan-energischen Redeausbruch genötigt, mir den Mund mit Seife auszuwaschen!
Ich verabschiedete mich von der Hoffnung auf baldige Besserung dieses Zustands durch die schreinerisch-tätliche Einflussnahme Dritter. Allerdings hatte diese vor Weisheit strotzende Mauer irgendwie einen anarchisch-zerstreut-intellektuellen Charme, von dem ich mich nicht trennen wollte. Ich dislozierte also das zweite, im Schlafzimmer befindliche Regal ins Wohnzimmer und türmte den Bücherberg zwischen den beiden Regalen neu auf, wodurch für mehr Stabilität an den Seiten gesorgt wurde. Ausserdem ist die Mauer jetzt breiter und etwas durchdachter aufgetürmt (mit durchdenken habe ich allerdings erst begonnen, nachdem der Duden in der untersten Reihe schon recht fix eingeordnet war). Auf dem perlmuttversehenen Kairo-Tischchen thront jetzt meine ehemalige Schreibtischlampe, die mir endlich! das Lesen im Wohnzimmer ermöglicht.
An Lesen ist in diesem Augenblick jedoch nicht zu denken. Ich geniesse den Anblick mit einer erfüllenden Zufriedenheit gepaart mit einem Hauch Stolz, in deren Genuss man ausschliesslich nach erfolgreichen Umgestaltungsaktionen kommt.
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