Freitag, 17. Februar 2012

Gequältes Mädchen sucht antiautoritäre Mutter


Dieses Goldstück von einem Mädchen ist mit den Erziehungsmethoden seiner erziehungsberechtigten leiblichen Mutter nicht einverstanden und sucht per sofort einen adäquaten Ersatz, vorzugsweise mit antiautoritären Erziehungsansätzen.

Es handelt sich hierbei um meine Tochter höchstpersönlich. Als sie mir neulich gerade ins Gesicht schrie, ich solle sofort an die Uni und was lernen, ermahnte ich sie mit ruhiger Stimme, einen angemesseneren Ton anzuschlagen, da ihr werter Herr Bruder bereits seine Mittagsruhe angetreten habe und abgesehen davon ein solcher Tonfall in meinen vier Wänden ohnehin nicht erwünscht sei. Darauf erwiderte sie, dass sie mich in den Abfalleimer werfe, wenn ich mich nicht mässigte. Darauf wurde meinerseits kurzerhand die Bücherstunde desselben Abends gestrichen. Da kreischte sie hysterisch: "Mama, das geht so nicht weiter, ich gehe!" Ein bisschen verdutzt, aber alleweil in hohem Masse amüsiert fragte ich nach, wohin sie denn gehen wolle. - "Das weiss ich nicht so genau!" - Ich fragte nach, ob sie glaube, dass es jemanden gebe, der so ein aufmüpfiges Mädchen bei sich aufnehmen wolle. - "Vielleicht die Nachbarn. Ich kann ja gleich mal nachfragen" - "Nur zu!", sagte ich, schritt zur Tür und hielt ihr dieselbe auf.
Mit diesem Schachzug hatte sie wohl nicht gerechnet, starrte lange auf den Boden, bis ihr dicke Tränen über die Wangen kullerten und sie leise schluchzte. Ich fragte nach, was denn nun los sei. Sie meinte, das könne sie nicht allein machen, ich müsse mitkommen. Aber eigentlich wolle sie gar nicht weg von mir, sie habe mich doch lieb. Mein empfindliches Mutterherz wurde ob diesem Anblick geradewegs mürbe und ich schloss die kleine Dramaqueen in die Arme.

Seit diesem Ereignis sind nun zwei Wochen vergangen, in denen es kaum einen Tag gab, an dem nicht Ähnliches vorfiel. Gerade heute Mittag äusserte Fräulein Dickkopf wieder den Wunsch nach einem Vormund. Um die Aussage mit Entschiedenheit zu untermauern, schnitt sie obige Grimasse.

Dieses Theater ist zwar ganz possierlich, nur wäre ich bei den täglichen Vorstellungen eigentlich lieber Zuschauerin als Protagonistin, denn so amüsant die Szenarien jeweils sein mögen, stellt sich mir im Nachhinein immer die Frage, wie das erst in 12 Jahren sein wird, wenn das Fräulein schon jetzt zu solchen Drama- Inszenierungen imstande ist.


1 Kommentar:

  1. fräuleinwunder, hut ab von deiner ruhigen art!
    Da hast du ein echtes dick Kopfmädel, von wem sie das wohl hat? :-)
    Das Foto ist super süss!

    liebe Grüsse
    Melisande

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